Was Unternehmen von Schülern lernen können
Neun Dinge, die Unternehmen von Schülern lernen können, geschrieben von einer Schülerin.
Was Schüler Erwachsenen voraushaben
Woran denkt man, wenn wir einen Unternehmer mit einem Schüler vergleichen? Bestimmt fallen den meisten erst einmal Stereotype ein: Auf der einen Seite der gewiefte und erfahrene Mitarbeiter einer erfolgreichen Firma, der auf jedes Problem mit kühlem Kopf und einer durchdachten Lösung reagiert. Auf der anderen Seite der unerfahrene, naive Schüler, der bisher kaum Kontakt zur Arbeitswelt hatte.
Mag sein, dass das sogar stimmt. Während eines Praktikums bei einer Firma, die Handys über das Internet vertreibt, konnte ich aber noch ein paar andere Unterschiede feststellen. Es gibt nämlich einige besondere Eigenschaften, die wir Schüler den Erwachsenen voraushaben – und die sie sich im Gegenzug gerne bei uns abschauen können.
1. Wir haben keine Scheu, Fragen zu stellen
Wer jüngere Geschwister – oder Kinder – hat, kennt das bestimmt: In allen möglichen und unmöglichen Situationen werden Fragen gestellt, die aber streng genommen gar nicht mal so dumm sind. Bei meinem Praktikum war es nicht anders. Auch ich habe ständig Fragen gestellt, wenn mir etwas unklar war oder ich Hilfe brauchte. Oft sprechen wir dabei die grundlegendsten Abläufe an – ohne uns dessen bewusst zu sein. „Wäre es nicht einfacher wenn wir…“ wird jedem von uns früher oder später über die Lippen kommen. Und wer weiß, vielleicht verändern unsere Ideen ja wirklich etwas.
2. Wir sind die Digital Natives
Facebook, Twitter, Pinterest und ihre jeweilige Funktionen können wir im Schlaf runterbeten. Schließlich sind wir ja mehr oder weniger damit aufgewachsen. Wir wissen, was im Trend liegt und welche Postings ganz besonders gut bei unseren Freunden ankommen. Auch wenn es im Moment noch nicht so scheint: Das ist wertvolles Wissen! Denn viele Unternehmen nutzen bisher kaum soziale Netzwerke und sind dringend auf Hilfe angewiesen. Und wer könnte dabei besser erklären und beraten als wir?
3. Wir sind neugierig und scheuen kein Risiko
Oft wollen wir es ganz genau wissen und dann hält uns kaum etwas davon ab, es herauszufinden. Woher kenne ich nur den neuen Schauspieler bei „Berlin – Tag & Nacht?“ Mit welcher Straßenbahn komme ich am besten zum Hauptbahnhof? Und wo gibt es die neuen Sportschuhe noch billiger zu kaufen? Diese natürliche Neugierde ist extrem wichtig im Beruf genauso wie unsere Risikobereitschaft. „Einfach ausprobieren“ ist ja fast unser Lebensmotto und sollte auch von den großen Chefs dieser Welt öfter mal berücksichtigt werden.
4. Wir arbeiten konzentriert ohne „Multitasking“
Übrigens die aktuelle Gehirnforschung liefert den Beweis, Multitasking kann kein Mensch. Das ist schlichtweg Unsinn. Zugegeben, auch ich lasse mich öfter mal von WhatsApp oder Facebook ablenken. Ist das Smartphone aber erst mal aus der Hand gelegt, arbeite ich konzentriert an einer Aufgabe, bis sie zu Ende ist. Schließlich machen wir in der Schule seit Jahren nichts anderes. Viele Mitarbeiter in einer Firma können das aber gar nicht mehr. Da wird sich hier ein Kaffee geholt und da die E-Mails gecheckt und auf dem Gang mit anderen Kollegen geschnattert. Darum lieber eine Aufgabe zu Ende bringen, Pause machen, um sich dann konzentriert an etwas Neues zu setzen.
5. Wir nehmen kein Blatt vor den Mund
„Ja ja, die Jugend von heute“, denke ich mir jedes Mal sarkastisch, wenn sich schon wieder eine Oma in der Bahn über unser „freches Verhalten“ beklagt. Dabei ist gerade das der Schlüssel zum Erfolg in der Arbeitswelt! Natürlich sollten wir nicht die Ellenbogen ausfahren und provozieren, wo es nur geht. Aber eine etwas lockere Zunge verschafft uns Authentizität und zeigt, dass wir „Cojones“ habten. Wir sollten auch daran denken: Der Ton macht die Musik. Anstatt eine durchaus angebrachte Kritik mühsam herunterzuschlucken, ist es für das gesamte Unternehmen förderlicher, auch ab und zu auszusprechen, was uns bedrückt und den gesamten Betrieb etwas angeht.
6. Wir blicken über den Tellerrand
Fantasie und Kreativität werden vor allem kleinen Kindern immer wieder nachgesagt. Doch auch wir besitzen noch eine ganze Menge davon. Das zeigt sich darin, wie wir unser Zimmer gestalten oder unser Fahrrad aufhübschen oder ob wir beim Backen auch mal etwas ausprobieren, das so nicht im Kochbuch steht. Letztlich ist es unsere Fantasie, die dafür sorgt, dass wir beispielsweise Buchverfilmungen durchgehend schlecht finden. Und diese Eigenschaft ist in vielen Branchen gefragt. Neue Ideen sprudeln nur so aus uns heraus, während erfahrene Kollegen schweigend neben uns sitzen. Wir sehen Möglichkeiten, an die andere bisher noch nicht dachten und sichern uns damit die Anerkennung vieler Chefs.
7. Wir können uns super in Teams integrieren
Teamarbeit ist für uns keine Herausforderung, sondern eine schöne Abwechslung. Gemeinsam nach Ideen suchen ist uns meistens lieber, als alleine im stillen Kämmerlein zu hocken. Was für uns aber so selbstverständlich ist, stellt nicht wenige Mitarbeiter in Unternehmen vor große Probleme. Sei es, weil sie zu stolz sind, um andere Meinungen zu tolerieren oder zu schüchtern sind, um sich vor den „hohen Tieren“ zu beweisen. Auf jeden Fall lassen die angestrebten offenen Diskussionen oft zu wünschen übrig. Wir dagegeen (oder zumindest diejenigen von uns, die ohne Scheu vor größeren Runden sprechen) sagen offen unsere Meinung (siehe Punkt 5) und geben unseren Senf dazu, ohne andere zu unterbrechen oder zu verletzen. Den Abertausenden Gruppenarbeiten in der Schule sei Dank!
8. Wir gehen unvoreingenommen an neue Aufgaben heran
Wird uns eine neue Aufgabe gestellt, gehen wir vielleicht etwas skeptisch, selten jedoch voreingenommen heran. Schließlich ist für uns vieles Neuland und wir versuchen, das Beste aus der Sache zu machen. Obwohl wir keine Ahnung von Excel haben, lassen wir uns gerne zeigen was zu tun ist – oder googeln es einfach. Schließlich sind wir schon mit ganz anderen Sachen fertiggeworden. Diese Objektivität hilft uns aber auch, ganz ohne Vorurteile an eine Sache heranzugehen. Das ist ein Charakterzug, den viele über die Jahre hinweg leider schon verlernt haben.
9. Wir haben einen nahezu grenzenlosen Optimismus
Obwohl wir oft genug glauben, dass die Welt untergeht – passiert ist es noch nicht. Und dieses Wissen hilft uns insgeheim, mit Problemen umzugehen. Was andere vermutlich als Naivität einstufen, ist doch ein schöner Mechanismus, der uns daran hindert, nicht nur das schlechte in der Welt zu sehen. Sicher beschweren auch wir uns gerne über das Wetter – irgendwie gehört das ja auch zu unserer deutschen Mentalität. Aber damit wir etwas richtig Sch… finden, muss schon einiges passiert sein. Obwohl viele Erwachsene erfolgreich mit Problemen umgehen können, sind sie doch oft diejenigen, denen eine positivere Einstellung und Ausstrahlung gut täte und die sich unsere gern zum Vorbild nehmen können.